
Evangelische Kirche in Mornshausen
Unmittelbar nach dem Krieg, als Baustoffe knapp waren im Land, erbauten die Mornshäuser ihre neue Kirche in 1951/52. Sie wurde am 1. Advent (30.11.) 1952 eingeweiht. Die alte romanische Chorturmkirche hatten sie bereits seit 1940 nicht mehr genutzt. Sie wurde später in den 50er Jahren abgerissen.
Prägend für die neue schlichte Hallenkirche sind die Rundbögen, die sich im Deckengewölbe, im Triumphbogen zum Chorraum und den Fenstern wiederfinden. Sie verleihen dem Innenraum so seine charakteristischen Prägung. Der Chorraum selbst, der durch drei Stufen (Symbol der Trinität: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist) vom Kirchenraum getrennt ist, wird durch ein weiteres Seitenfenster beleuchtet, so dass der Blick aus dem dunklen Kirchenraum hin zum lichten Chorraum geführt wird.
Der Blick richtet sich dort auf ein überdimensionales Kreuz ohne Korpus an der Frontseite und dem darüber hellweiß leuchtenden Rundfenster, das den Chorraum mit dem Kreuz in ein strahlend weißes Licht taucht.

Dieses Rundfenster ist das prägende Element der Kirche und erinnert an mittelalterliche Rosetten in den Chorräumen oder über den Eingängen der Dome und Kathedralen. Hier allerdings wurde sie nicht bunt und filigran gestaltet als Fensterrose, sondern als vollkommenes, lichtes Rundfenster ohne jegliche Schnörkel - als Zeichen des Einfalls des Heiligen Geistes im Symbol des Lichts.
Diese zentrierte Lage der Fensterrose hat eine starke, suggestive und meditative Wirkung. Anders als in mittelalterlichen Rosetten wirkt sie nicht prächtig, verziert und machtvoll, sondern beruhigend, zentriert und harmonisch. Sie regt aufgrund ihrer idealen Kreisform zur Aufnahme des Geistes im Symbol des einfallenden Lichtes an. So kann sie die Vollkommenheit der sich nach allen Seiten verbreitenden Liebe des Göttlichen verkörpern.
Verstärkt wird diese Symbolik dadurch, dass die Kirche orientiert wurde, das heißt geostet, also nach Osten hin ausgerichtet, was für diese Zeit keineswegs selbstverständlich war. Aber genau dadurch geht der Blick nach Jerusalem, der Ort der Wiederkunft Christi und Sonntag Morgen scheint die Sonne hell hinein in die Versammlung der Gläubigen im Kirchenraum.
Dieser ist mit zwei eng gebauten Bankreihen bestückt, so dass ein schmaler Mittelgang zum Chorraum führt.
Trotz der neuen Kirche blieben Mornshausen, Friebertshausen und Rüchenbach noch bis Ende der 50er Jahre Teil des Kirchspiels Gladenbach und wurden erst 1958 selbständige Kirchengemeinde.
Text: Matthias Ullrich