„ICH BIN …“
Die sieben „Ich-bin-Worte“ Jesu geben in Kurzfassung eine Antwort darauf, was die grundlegende Botschaft des christli- chen Glaubens und des Evangeliums ist. Deshalb haben wir diese besonderen Worte Jesu für eine Andachtsreihe aus- gewählt. Vorab möchte ich einige Hilfen zum Verstehen und zur spirituellen Ver- tiefung geben.
„ICH BIN.“ Dies ist eine Aussage von großer Souveränität und Freiheit.
Wie schwer ist es oft für uns, so frei „Ich bin“ zu sagen. Wir erfahren uns als Men- schen im Werden, unterwegs, auf der Suche. Und da ist nun einer,
der einfach sagt: „Ich bin.“ Jeder, der die Bibel kennt, weiß, dass das im Alten Testa- ment schon einer gesagt hat, ein und für alle Mal: „Ich bin der, der immer da ist“ - das war Gottes Selbstvorstellung an Mose.
Und nun tritt Jesus auf und entfaltet das mit seinem Leben: In Jesus ist Gott da!
„Ich bin“ - das ist bei Jesus verbunden mit einem zumeist
ganz einfachen und selbstverständlichen Bild: Brot, Licht, Tür, Hirte, Weg und Weinstock. In diesen „Ich-bin-Worten“ steckt Dreierlei:
Da geschieht zunächst einmal Selbstof- fenbarung. Jesus sagt in diesen Bildern etwas von sich, wer er ist. Aber das ist nicht einfach nur eine Information. Nein, das, was Jesus von sich sagt, das geht uns direkt und ganz persönlich an.
Und darum steckt in diesen Worten ne- ben der Selbstoffenbarung zum zweiten immer auch eine Einladung an jeden von uns, über die folgenden Fragen nachzudenken: Wie stehe ich zu dem, was Jesus mir da von sich sagt? Was bedeuten diese Bilder für mein Verständ- nis und mein Verhältnis zu Jesus Chris-
tus? Wie ist mein Gottesverständnis durch diese Bilder geprägt?
Und drittens schließlich enthalten diese
„Ich-bin-Worte“ auch eine Verheißung und Berufung und damit ein Stück Ant- wort auf die Frage: Wer bin ich? Wer bin ich und was soll ich eigentlich? Jedem einzelnen von uns sind diese Worte ganz persönlich zugesprochen. Wir sol- len sie uns zu eigen machen, sie wollen in mir, in uns, in meinem und in unserem Leben Wirklichkeit werden.
In allen „Ich-bin-Worten“ geht es um das LEBEN. Im Brot-Wort stillt es Hunger und Durst. Im Licht-Wort vertreibt es die Finsternis. Im Tür-Wort wird es
in Fülle verheißen. Im Hirten- Wort wird gesagt, dass dieses Leben aus der Lebenshingabe des Hirten kommt. Im Auferste- hungs-Wort heißt es, dass die- ses Leben stärker ist als der Tod. Im Weg-Wort ahnt man, dass das Leben vom Vater kommt und zum Vater führt. Und im Weinstock-Wort wird das Leben auch für die Jünger verheißen, denn wenn sie in Jesus bleiben, werden sie Frucht bringen. So sagt Jesus in allen sieben „Ich-bin-Worten“
eigentlich: „Ich bin das LEBEN.“ Und das kann er nur sagen, weil er von Gott ist, weil er Gottes Sohn ist.
Um mit den „Ich-bin-Worten“ spirituell umzugehen, könnte man sie zum Bei- spiel für sich schön abschreiben, mit ihnen immer wieder beten oder in der Natur betend gehen, sie auswendig ler- nen oder auch kreativ gestalten.
Wir können uns vorstellen, dass Jesus bei uns sitzt und sie zu uns sagt oder hören, wie er sie in uns sagt. So werden diese Worte mehr und mehr in uns ein- gehen und eindringen und uns mit Jesus immer enger und tiefer verbinden.
Klaus Neumeister