Nachbarschaftsraum
Licht und Luft zum Glauben
unter diesem Leitbild zum Reformprozess ekhn 2030 wird sich unsere Kirche in den nächsten Jahren verändern und neu ausrichten. Mit ekhn2030 ist ein Prozess zur Kirchenentwicklung gestartet, um den gesellschaftlichen Veränderungen und knapper werdenden Ressourcen zu begegnen. Zentral ist dabei die Frage, welche Maßnahmen und Veränderungen dazu beitragen, unsere Kirche als „öffentliche und offene Kirche nahe bei den Menschen“ weiter zu entwickeln. Unsere evangelische Kirche ist in den letzten Jahren kleiner geworden und sie wird kleiner werden. Damit sind auch weniger Mittel vorhanden und es gilt mit dem, was wir haben, verantwortlich umzugehen. Weiterhin müssen wir uns fragen, in welchen Strukturen es uns in unserer Gesellschaft gelingen kann, Menschen mit der Botschaft von Gottes Liebe zu erreichen und sie als Mitglieder zu gewinnen bzw. zu halten. Licht und Luft für einen Glauben in unserer Zeit.
Für uns als Kirchengemeinden bedeutet dies in den nächsten Jahren, manch Vertrautes evtl. traurig loszulassen und auch gleichzeitig mutig nach vorne zu schauen, neue Ideen zu suchen und zuversichtlich aufeinander zuzugehen.
So hat die Synode der EKHN in Darmstadt zu Beginn des Jahres beschlossen, dass alle Kir- chengemeinden der EKHN bis Ende 2026 sich in einer neuen Rechtsform zusammenfinden. Von einer verbindlichen Arbeitsgemeinschaft der Kirchenvorstände über eine Gesamtkirchengemeinde in einer Region mit einem Kirchenvorstand und mehreren Ortskirchenvertretungen bis hin zu einer Fusion aller Kirchengemeinden in einem Nachbarschaftsraum ist es möglich, die Zusammenarbeit für eine Region zu regeln. Gleichzeitig wird es bis zum Jahresende 2025 ein gemeinsames Gebäudekonzept für einen Nachbarschaftsraum geben. Auch ein gemeinsames Gemeindebüro für alle Kirchengemeinden ist in diesem Konzept vor- gesehen, in dem alle Verwaltungs- und Organisationsfragen zusammenlaufen. Die Pfarrerinnen und Pfarrer bilden gemeinsam mit den Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen und den Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern ein Team, um die Verkündigung in einer Region zu gestalten. Viele Aufgaben werden damit neu ver- teilt, wobei es sicherlich immer feste Ansprechpartner in der Seelsorge geben wird.
Ein erster Schritt auf diesem Weg ist die Bildung eines Kooperationsraumes. Das bedeutet, dass die Pfarrpersonen ihren Dienst in einem Nachbarschaftraum versehen und nicht mehr (wie bisher) nur einer Kirchengemeinde zugeordnet werden. Alle Aufgaben und Dienste der Pfarrpersonen im Nachbarschaftsraum werden durch eine gemeinsame „Pfarrdienstordnung“ klar geregelt. Im Frühsommer dieses Jahres haben alle Kirchengemeinden im „Gladenbacher Land“ den Zusammenschluss zu einem Kooperationsraum zum Oktober 2022 beschlossen und eine gemeinsame Pfarrdienstordnung erarbeitet, denn durch den Wegfall der Pfarrstelle in Runzhausen zum 1. Januar 2023 (ein Beschluss unserer Dekanatssynode aus 2018 im Zuge des Pfarrstellenplans) ist es wichtig, dass die Zuständigkeiten neu verabredet werden. So wird Pfarrer Thomas Schmidt viele Aufgaben in Runzhausen, Rachelshausen und Bellnhausen übernehmen, aber auch Pfarrer Axel Henß, Pfarrer Matthias Ullrich und Pfarrer Klaus Neumeister. Gleichzeitig wird es damit auch zu Veränderungen in den anderen Kirchengemeinden Gladenbach, Weidenhausen, Mornshausen, Erdhausen und Diedenshausen kommen. Alle Kirchenvorstände werden dann gemeinsam in diesem Prozess weiterarbeiten, um bis zum Janu- ar 2027 gut aufgestellt zu sein.
Eine herausfordernde und schwierige Zeit für uns alle, vor allem jedoch für unsere ehrenamtlich gewählten Kirchenvorstandsmitglieder, die in vielen Stunden gemeinsam beraten, überlegen, abwägen und entscheiden. Ein großes und herzliches DANKE dafür!
Vermutlich steigt beim Lesen dieser Zeilen bei der einen oder dem anderen aber auch Ärger auf, Frust und vielleicht auch Trauer. Wieder andere können diese Gefühle gar nicht verstehen, geht es doch „bei Kirche“ nicht um Strukturen und Rechtsformen, sondern um Gottes Lob, um Begleitung und Nächstenliebe - und das alles wird es auch weiterhin geben. Ob nun in fünf Gemein- dehäusern oder gleichzeitig an 14 verschiedenen Gottesdienstorten ist vielen dabei gar nicht so wichtig. Anderen wiederum ist es sehr wichtig, dass im eigenen Ort weiterhin ein Gottesdienst gefeiert wird. Alles ist verständlich und daher muss Vieles bedacht und viele Gefühle und Wünsche in den Blick genommen werden. Und obwohl es feste Vorgaben der EKHN gibt, haben wir auch viele Möglichkeiten, Neues zu gestalten und auszuprobieren.
Wie wollen wir eigentlich Kirche sein im Gladenbacher Land? Was ist wichtig in unserer Zeit und Region? Besonderheiten und wertvolle Schätze in unseren Gemeinden müssen und wollen wir be- wahren und gleichzeitig uns weiterentwickeln. Eines aber sollten wir tatsächlich alle nicht aus dem Blick verlieren: Wir haben alle einen „gemeinsamen“ Glauben, der uns verbindet. Es sind nicht die Steine eines Gebäudes, die unserem Glauben Halt geben, sondern Jesus Christus ist der Grund unseres Glaubens. Glauben braucht Licht und Luft und - wie ich finde - Liebe und wir gehen diesen „nicht ganz einfachen“ Weg nicht alleine, sondern in Gottes Händen gehalten.
Ich war sehr gerne Pfarrerin in Runzhausen, Rachelshausen und Bellnhausen und wenn ich am 31. Dezember dieses Jahres meinen Dienst beende, dann tue ich es natürlich mit einem weinenden Auge (denn ich wäre es auch gerne weiterhin geblieben), aber auch mit ganz viel Zuversicht, dass Gott seine Menschenkinder nicht verlässt und dass wir gemeinsam als Christinnen und Christen in unserer Region, dem „Gladenbacher Land“, unseren Glauben lebendig gestalten und feiern werden.
Bei unseren Kindern und Jugendlichen wächst so viel „Gemeinsames“ durch die gemeinsame gemeindepädagogische Arbeit heran und manch Ältere in unseren Gemeinden haben mir schon gesagt: „Och, so war es früher doch auch und da war auch nicht alles schlechter!“
Der christliche Glaube braucht eine Gemeinschaft und die behalten wir und möglicherweise erweitern wir sie auch. Ich werde ein Teil der Gemeinschaft bleiben, denn ich wohne mit meiner Familie ja auch weiterhin im Gladenbacher Land und freue mich, als Gemeindemitglied in unserem Nachbarschaftsraum mitzuarbeiten.
Sich einander zu begegnen und gemeinsam Gottesdienst zu Beginn des Kooperationsraumes zu feiern, dazu darf ich Sie, natürlich im Namen aller Kirchenvorstände und Kollegen, zu unserem fest- lichen Gottesdienst am 16. Oktober um 10.00 Uhr in der Martinskirche Gladenbach einladen. Wir feiern den Grund unseres Glaubens und ma- chen Mut, dem Neuen mit Zuversicht zu begeg- nen, denn wir dürfen auf Gottes Geist hoffen.
Viele Informationen zum Reformprozess ekhn 2030, die Zeitschiene und die Synodenbeschlüs- se finden Sie unter www.ekhn.de.
Aber selbstverständlich können wir auch miteinander ins Gespräch kommen. Fragen dürfen gerne gestellt, Gedanken und Impulse gerne weitergegeben werden !
Ihre Pfarrerin Christina Ronzheimer